Geschichte an realen Plätzen
Perspektiven beim Erinnern

"Irgendwie hat man eine dunkle Emotion gespürt an diesem Ort." — "Ich dachte immer, die hatten hier keine Gaskammer …" — "Wenn man sich überlegt, dass da, wo wir gerade standen, sich damals die Leichen stapelten …" — "Dass da direkt vor den Krematorium mit dem Hängepfahl noch eine Tötungsmethode zu finden war, und überall auf dem Gelände verteilt verschiedene weitere …"
Manches lässt sich weder im Film, im Buch oder über KI-generierte Shows erreichen. Da braucht es eine möglichst direkte und unmittelbare Begegnung, um ein Bild und einen Begriff entstehen zu lassen. Dies kann man nicht googeln oder über eine Virtual-Reality-Brille erleben. Eine beginnende echte Erkenntnis der Wirklichkeit dieser Welt ist – zumindest noch – an menschliches Erfahren gebunden. Old school im besten Sinne.
Insofern kann man den Lehrplanmachern nur gratulieren, dass die "historische Exkursion zu einer Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus" nach wie vor fest in der 9. Klasse Geschichte verankert ist. In Zeiten, in denen weltweit auf mehr oder meist weniger subtile Weise Geschichtsrevisionismus betrieben wird, kann man nicht früh genug damit anfangen, mithilfe von konkreter Erinnerung bei den Heranwachsenden ein differenziertes Bewusstsein aufzubauen. Nur dieses ermöglich wirkliche Perspektive – im wörtlichsten Sinne ein "Durchschauen" der Dinge.
Das einzige Mittel, das gegen Manipulation und fake news wirklich hilft, ist analog abrufbares, also eigenes Wissen. Es ist nicht leicht, jemandem, der Geschichte kennt, beispielsweise Massendeportation, Umsiedlung oder Ausgrenzung aus der Gesellschaft als funktionierende und vor allem menschenwürdige Lösung für existierende Probleme zu verkaufen. Ebenso wenig kann man Wissenden erzählen, dass Polen den 2. Weltkrieg begonnen hat oder AfD und die NSDAP dasselbe sind. Die allgemeine und höchst gefährliche Undifferenziertheit in leitenden politischen Gremien, Medien und Gesellschaft ist wahrlich kein Segen für unsere Kinder.
Umso ermutigender ist es, wenn man dann beobachten kann, dass ganz normale Teenager sehr schnell begreifen können, wenn sie unverdünnt Fakten präsentiert bekommen. Wie in diesem Jahr zum Beispiel die Mitglieder der Klassen 9b und 9c bei ihrem Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau. Obige Zitate fielen vor Ort oder bei der Nachbesprechung zurück im Klassenzimmer. Sie machen Mut, dass echtes Lernen in den wichtigen Fragen nach wie vor möglich ist – unabhängig von zeitlicher oder auch inhaltlicher Distanz.
Andreas Wagner
Erfahrungsbericht zweier Schüler

Vielleicht erkennen Sie an dem Bild, an welchem Ort wir, die Klassen 9a, 9b und 9c, im März auf unserer Exkursion waren. — Genau: im KZ Dachau. Zunächst ging es mit dem Zug nach München, während viel gelacht und geredet wurde. Als wir dann das letzte Stück mit dem Bus fuhren, wurde die Stimmung schon ruhiger und die Gesichter nachdenklicher. In Dachau angekommen wurden wir in Gruppen eingeteilt und wir machten uns mit Frau Einsiedel, die unsere Gruppe die nächsten zweieinhalb Stunden führte, auf den Weg in das KZ-Lager. Als wir am Jourhaus ankamen und durch das Tor gingen, wurde uns das wirkliche Ausmaß dieses Konzentrationslagers bewusst. Die stetige Propaganda stach uns schon am Eingangstor mit der Inschrift "Arbeit macht frei" ins Auge. Der erste Teil der Führung brachte uns ins Hauptgebäude, dort erfuhren wir etwas über die Geschichte des KZ Dachau. Uns wurde dort erklärt, wie schrecklich die Menschen dort behandelt wurden. Dies konnte man auch in den Einzelzellen im sogenannten Bunker erahnen, welche komplett verdunkelt waren. Darauf betraten wir eine nachgebaute Baracke, um mehr über die dortigen Lebensumstände der Häftlinge zu erfahren. Auf engstem Raum lebten dort, in einer für 200 Personen ausgelegten Baracke, 2000 Häftlinge. Unsere letzte Station war das Krematorium. Schon an der Frage von Frau Einsiedel, ob wir wirklich hineingehen wollen, wurde uns klar, dass dies ein besonders schlimmer Ort gewesen sein musste. An diesem Ort gab es Lagerkammern und Verbrennungsöfen für die Leichen, sowie eine Gaskammer. Viele wollten schnell wieder von diesem Ort der Grausamkeit weg und man konnte es nicht fassen, dass Menschen zu so etwas fähig sind. Wieder draußen angekommen endete unsere Führung, während der wir viele Fragen an unsere sehr aufgeschlossene Begleiterin Frau Einsiedel stellten. Als wichtigste Botschaft blieb uns der Spruch "Nie wieder", der auch am Mahnmal auf dem Appellplatz stand, in Erinnerung.
Alfons Pellkofer und Kilian Rütz
An Schauplätzen der münchener NS-Zeit

Ein Stadtrundgang durch Münchens Innenstadt zu historischen Schauplätzen während der Zeit des Nationalsozialismus: Die Klasse 9c verlegte ihren Geschichtsunterricht kurzerhand nach München, um sich mit von ihnen gut vorbereiteten Referaten über Orte zu informieren, die zur Zeit des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Schülerinnen und Schüler hatten so die Möglichkeit, ihre theoretischen Kenntnisse aus dem Geschichtsunterricht mit realen Schauplätzen zu verknüpfen. Eine für alle Teilnehmenden sehr lohnenswerte Exkursion!
Neuigkeiten aus der Steinzeit

Wenn jemand einen Grund hat, die aktuelle Eiszeit-Ausstellung im Lokschuppen zu besuchen, dann wohl ein W-Seminar mit dem Titel "Neuigkeiten aus der Steinzeit". Die Elftklässler aus dem Seminar sind gerade auf der Suche nach Themen für ihre Seminararbeiten. Und da bot der Besuch im Lokschuppen gute Anregungen: Es ging um Klimawandel, Ernährung, Zusammenleben in der Gemeinschaft und Freizeitgestaltung. Bei den Themen merkt man schon, dass unsere Führerin am Ende eines spannenden Rundgangs Recht hatte: In der Ausstellung geht es gar nicht um die Eiszeit. Sondern um uns.