Infos für Eltern und Schüler
"Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss.
Nicht allein das A-B-C bringt den Menschen in die Höh."
(Wilhelm Busch)
… Und gelernt wird im Deutschunterricht eine Menge: Da mühen sich Fünftklässler mit der Aussprache und Rechtschreibung des Wortes "Possessivpronomen", in der sechsten Klasse sollte man ein Attribut von einem Adverbiale unterscheiden können, in der siebten Klasse geht es um das Schreiben informierender Texte auf Materialbasis, die Achtklässler lernen die formalen Merkmale der Kurzgeschichte kennen – diese Liste mit Lerninhalten ließe sich beliebig weiterführen.
Dass Deutsch DAS Grundlagenfach schlechthin ist, bleibt wohl unbestritten: Durch sinnerfassendes Lesen erschließen wir uns nicht nur literarische und pragmatische Texte, sondern auch komplexe mathematische Aufgabenstellungen oder etwa naturwissenschaftliche Versuchsanordnungen, ja im Grunde das, "was die Welt im Innersten zusammenhält" (Eingangsmonolog Faust I).
Durch die kontinuierliche Schulung der Ausdrucksfähigkeit werden unsere Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, sprachlich gewandt, stilsicher und adressatenorientiert zu kommunizieren und sich mündlich wie schriftlich wirkungsvoll zu präsentieren. Gerade in unserer modernen, digital geprägten Welt, in der mittels sozialer Medien emotional aufgeladene Meinungen und Fake News den politischen und gesellschaftlichen Diskurs bestimmen, sollen unsere Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, nicht nur verantwortlich mit diesen Medien umzugehen, sondern durch schlüssiges Argumentieren Fake News als solche zu enttarnen und sachlichen Fakten in Diskussionen zum Durchbruch zu verhelfen.
Bei der vertieften Beschäftigung mit der deutschen Sprache, ihren grammatikalischen Strukturen, ihrer Semantik, mit Phänomenen des historischen Sprachwandels oder jugendsprachlichen Tendenzen erweitern wir unsere sprachlichen Kompetenzen, nicht zuletzt als Basis für das effiziente Erlernen klassischer und moderner Fremdsprachen.
Dass die Beschäftigung mit literarischen Texten – sei es zeitgenössischer Kinder- und Jugendliteratur, sei es anspruchsvoller Literatur der vergangenen Jahrhunderte – nicht nur die Persönlichkeit unserer Schülerinnen und Schüler bildet, sondern auch immer wieder Anreize gibt, sich mit weltanschaulichen Problemen und philosophischen Fragestellungen auseinander zu setzen, ist unbestritten.
Aber wo bleibt bei den oben formulierten "ernsten" Bildungszielen der Spaß? Oder nicht minder wichtig: Wofür braucht man das alles, wo doch ChatGPT mit entsprechend formulierten Prompts Texte formulieren, Aufgaben scheinbar fehlerlos (?) lösen und Referate in Windeseile entwerfen kann? Wofür noch ein Buch lesen, wenn man ohne Anstrengung einen Podcast hören oder in den diversen Streaming-Portalen Serien am laufenden Band konsumieren kann? Ja, sogar die Orthographie hat durch die Anwendung von Textverarbeitungsprogrammen ihren einstigen Schrecken für unsere Schülerinnen und Schüler verloren.
Sehen Sie selbst, warum die Mühe lohnt: Erst das soziale Miteinander, die praktische Umsetzung mit Gleichaltrigen bzw. die kreative Eigenleistung jedes einzelnen führen zu folgenden "Highlights" in und außerhalb des Deutschunterrichts:
Schulaufgabenplan
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Neu in der Oberstufe: Der Vertiefungskurs Deutsch!
In der neuen Oberstufe des G9 wird Deutsch für alle Schülerinnen und Schüler als Pflichtfach auf erhöhtem Anforderungsniveau (eA) unterrichtet. Daneben gibt es für besonders interessierte und leistungsstarke Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den Vertiefungskurs Deutsch als zweistündiges Wahlpflichtfach in der Q12 zu wählen, der das Fach durch Inhalte vertieft, die im Lehrplan des vierstündigen Deutschkurses nicht enthalten sind. Der Kurs ist modular aufgebaut und gibt insgesamt acht Module vor, jeweils vier in den Bereichen „Literatur“ bzw. „Sprache und weitere Medien“ (zum Lehrplan).
Im Schuljahr 2024/25 besuchen sechs Schülerinnen und Schüler den Vertiefungskurs Deutsch, auf dem Programm für das erste Halbjahr 12/1 stehen die Module „Sprachgeschichte konkret“ und „Theaterinszenierungen“.
So ging es im Kurs bis Weihnachten um die indogermanische Sprachenfamilie und um Phänomene des Sprach- oder Bedeutungswandels. Die Kursteilnehmer verfolgten die Entwicklung indogermanischer Wörter, wie etwa lateinisch „pater“ oder „tres“ zu dt. „Vater“/„drei“ bzw. englisch „father“/„three“ und leiteten Regeln der Lautveränderungen ab. Sie lernten beispielsweise, wie durch die Zweite Lautverschiebung das Hochdeutsche vom Niederdeutschen bzw. Englischen getrennt wurde, bestimmte Konsonanten betreffend, was sich noch heute in regionalen Dialekten zeigt: Während hochdeutsche Dialekte die Wörter „Küche“, „machen“ und „Apfel“ kennen, lauten die niederdeutschen Varianten „Köök“, „maken“ und „Appel“. Dass Beschäftigung mit Sprachgeschichte, besonders mit der Entwicklung der dt. Sprache vom Althochdeutschen über das Mittelhochdeutsche zum heutigen Standarddeutsch keineswegs trocken und theoretisch sein muss, zeigten die Kursteilnehmer durch abwechslungsreich und kreativ gestaltete Team-Präsentationen zum Thema „mittelhochdeutsche Artusepik“. Neben Wolfram von Eschenbachs Gralsroman „Parzival“ wurden die höfischen Artusromane „Iwein“ und „Erec“ von Hartmann von Aue vorgestellt, wobei auch eine kurze Textstelle aus dem mittelhochdeutschen Originaltext ins Neuhochdeutsche „übersetzt“ werden sollte. Emil Hegemann und Rebecca Nastulla beispielsweise stellten die Handlung des Romans „Iwein“ in Form eines selbst gezeichneten Comics vor, der die Heldenreise Iweins mit dem zentralen Brunnenabenteuer kurzweilig und humorvoll zusammenfasst:
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Comic von Emil Hegemann, Q12
Nach Weihnachten wird der Kurs gemeinsam die Inszenierung des Kafka-Romans „Das Schloss“ am Münchner Residenztheater besuchen, um anschließend im Kurs künstlerische Gestaltungsmittel und die Umsetzung der Romanvorlage analysieren und bewerten zu können.
Claudia Walter